Welchen Ort aus deinen Büchern würdest du gerne bereisen?

Den ersten Ort, zu dem ich gerne reisen würde, wäre die IGASHU, ein Planetenschiff des Interplanetaren Bundes. Für die Challenge habe ich einen Antrag auf Besuch gestellt, bei Gosheven, dem Initiator des Schiffes. Und was soll ich sagen? Ich habe die Erlaubnis erhalten und freue mich wie ein kleines Kind vor Weihnachten.

Ein Gleiter hat mich abgeholt, heimlich, genauso heimlich wie er mich durch einen von getarnten Portalschiffen geschaffenen Reisetunnel direkt zum Flaggschiff geflogen hat, dieser riesigen spiegelnden Sphäre in der Größe eines kleinen Mondes. Wir gleiten durch ein Schott, das die Größe einer Kleinstadt besitzt, in das Innere des Schiffes. Als ich aussteige, komme ich mir wie eine Maus in einer Kathedrale vor, verloren zwischen unzähligen Schiffen und militärischer Betriebsamkeit.

„Anja!“ Ein Mann in einem fließenden grünen Gewand und zerknittertem Antlitz tritt auf mich zu und deutet eine Verbeugung an. „Naalnish“, stellt er sich vor. „Ich bin der kulturelle Organisator der IGASHU und habe die Aufgabe, dich herumzuführen.“

„Wo ist Alvan?“, rutscht es mir ohne Begrüßung heraus. Irgendwie bin ich enttäuscht, denn ich habe gehofft, dass er mich hier empfängt, jemand Vertrautes, mit dem ich unbeschwert die Gegend erkunden kann.

„Heerführer Alvan ist mit anderen Aufgaben betraut“, sagt er etwas steif, dann überzieht ein sympathisches Lächeln sein Gesicht. „Was willst du zuerst sehen?“

„Das Habitat“, erwidere ich spontan und merke, wie er unauffällig in mir herumschnüffelt, meine Emotionen erkundet, die mich an ein verschrecktes Eichhörnchen erinnern, das seine geliebte Nuss vor die Füße eines freundlichen Wanderers fallen gelassen hat.

„Dann komm!“

Als ich ihm folge, streicht etwas Beruhigendes über meinen Geist, ein wohliges Gefühl von Geborgenheit. „Diese Telepathen“, seufze ich lautlos und fühle mich ihm hilflos ausgeliefert, aber auf eine freundliche Art. Ich folge ihm durch silberfarbene Gänge zu einem Tor, das sich öffnet und den Blick auf ein grünes Paradies freigibt; das Habitat, das Innere der IGASHU, Wohnraum, Ernährungsgrundlage und zur Entspannung der Besatzung. Ich sehe nach oben an einem gleißenden Licht im Zentrum vorbei, suche einen Himmel, den es nicht gibt. Es handelt sich um eine nach innen gekrümmte künstliche Welt, eine riesige Hohlkugel mit Seen, Wäldern, bunten Pflanzenteppichen. Stehe ich etwa auf dem Kopf? Ja, irgendwie schon und die Vernunft sagt mir, dass mich die künstliche Schwerkraft auf dem Boden hält. Trotzdem habe ich das Gefühl, jeden Moment in die Tiefe auf die gegenüberliegende Seite zu stürzen. Mehr als ein „Wow!“, bringe ich nicht zustande, bevor es mir schwindlig wird und ich instinktiv nach einem Halt suche …

 

Anja Fahrner - Autorin
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