Die Autorin Anna Wittig hat mich vor einiger Zeit auf ihrer Facebookseite Awen Druidin zu unserem „Ausstieg“ aus der Konsumgesellschaft befragt.
Teil 1: Was hat dich bewogen, den Schritt „zurück zur Natur“ zu wagen?
Eigentlich war ich immer schon naturverbunden und der Schritt „zurück zur Natur“ eine notwendige Konsequenz. Wobei wir keine Totalaussteiger sind, sondern einen Mittelweg versuchen.
Seit ich ein Kind war, wollte ich im Einklang mit der Natur leben, habe nie verstanden, warum wir Menschen so etwas Wundervolles zerstören und ignorieren. Es war die Zeit des sauren Regens, die Zeit der verschmutzten Flüsse, der Atomkraftwerke und des Kalten Krieges. Es war aber auch die Zeit, in der wir die Milch noch beim Bauern nebenan holten, wir beim Krämerladen einkauften und alle Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegten, weil mein Vater das Familienauto brauchte, um zur Arbeit zu fahren. Es gab noch so viele Insekten, dass man nach jeder längeren Autofahrt, die Frontscheibe reinigen musste.
Nach der zehnten Klasse wollte ich etwas mit Natur oder Tieren lernen, doch das gab es damals nicht in meiner Reichweite. „Bio“ war ein Fremdbegriff und die Landwirtschaft wurde mit Spritzmitteln revolutioniert. Was mir vom Arbeitsamt vorgeschlagen wurde, waren Berufe wie Tierpfleger, Tierarzthelferin. Ich stand hilflos mit meinem Wunsch da. Der PC begann gerade laufen zu lernen, das Internet gab es noch nicht und der Buchhändler um die Ecke hatte keine Ahnung von dem Thema.
Gut, also ging es weiter. Erst einmal Abitur, dann ein erneuter Versuch. Ich landete in einer Bank. Das schien eine vernünftige Entscheidung, doch das ging gründlich schief. Ich floh vor den abstrakten Bankbegriffen in eine Gärtnerlehre, was zur wichtigsten Zeit meines Lebens wurde, denn ich lernte die Pflanzenanzucht und die Beetbearbeitung, Voraussetzungen für mein zukünftiges Leben. Mit Natur hatte das zwar ebenfalls wenig zu tun, denn auch hier hatten Spritzmittel und Monokultur Einzug gehalten. Auch wurde mir bald klar, das ich diesen Beruf körperlich nicht bis zur Rente schaffen würde. Also entschied ich mich für ein Studium. Bei der Suche nach einem Studiengang ging es mir ähnlich wie bei der Lehre. Es gab nichts, was meinem Begriff von Natur entsprach. Also studierte ich Psychologie, denn da hoffte ich, Menschen helfen zu können. In dieser Zeit zogen wir in ein altes Fachwerkhaus, an dem ein Nutzgarten angeschlossen ist. Nach dem Studium folgte eine über zehnjährige Tätigkeit als Neuropsychologin in einer Rehaklinik. Was als erfüllende Tätigkeit begonnen hatte, wurde nach mehrmaligem Wechsel der Klinikbetreiber bald zur Tortur, zur Fließbandarbeit. Plötzlich stand nicht mehr der Patient im Vordergrund, sondern die Zeit-, und Gewinnmaximierung, eine Wandlung, die sich in den letzten Jahren in so vielen Berufen in immer stärkerem Maße verfestigt. Auch mein Mann wurde zunehmend in seinem Beruf unzufrieden. Wir suchten Alternativen und planten unseren Ausstieg.