Im letzten Beitrag, der schon einige Zeit her ist, hatte ich mich mit der Prämisse des Romans beschäftigt, dem äußeren Rahmen der Geschichte.
Jetzt wollte ich zu den Figuren kommen, den Protagonisten, von denen die Erzählung lebt, mit denen sie steigt oder fällt. Je genauer unsere Helden ausgearbeitet sind, je intensiver wir sie kennen, desto lebendiger werden sie. Wenn der Leser mit ihnen leidet, sich mit ihnen freuen und ärgern kann, dann haben wir unser Ziel erreicht. Das beste Buch ist jenes, welches wir mit einem Bedauern zu Ende lesen, bei dem wir das Gefühl haben, gute Freunde verloren zu haben, an die wir noch lange denken werden oder die sogar ein Teil unserer Fantasiewelt werden.
- Während Nebenfiguren eindimensionale Figuren mit nur einem Charakterzug sein dürfen, steht und fällt die Geschichte mit unseren Protagonisten.
- Die Hauptfiguren sollten abgerundet, vielschichtig und dreidimensional (physiologisch, soziologisch, psychologisch) sein, ohne gängigen Stereotypen zu folgen. Nur eine komplexe Person mit Stärken und Schwächen wirkt für den Leser real und ist das beste Mittel, keine langweiligen Klischees zu konstruieren. Auch der Bösewicht darf gute Eigenschaften haben.
Wenn ich einen neuen Charakter entwickle, beantworte ich die Fragen im Bogen und streiche das weg, war für das Genre oder die spezielle Figur irrelevant ist. Das hilft mir, meinen Protagonisten richtig kennenzulernen. Auch, wenn manche Dinge später niemals im Text erscheinen, sind sie beim Schreiben in meinem Hinterkopf und beeinflussen die Handlung des Protagonisten. Für mich wird er eigenwilliger, zerrissener, launischer und beschert mir so manch eine Überraschung beim Schreiben. Der Leser spürt das und bekommt den Eindruck, eine „wahre Persönlichkeit“ vor sich zu haben.
Die Grundlage dieses Charakterbogens habe ich von Schriftsteller-werden.de. Ich habe ihn noch durch das erweitert, was ich in diversen Lehrbüchern gefunden habe (Datei als .doc).