Auf dem Bücherblog Buchstabenträumerin ist am 09.12.2016 ein Interview erschienen. Vielen Dank, Anna Beutel, für die Möglichkeit, mich auf Deiner Seite vorstellen zu dürfen und Deine interessanten Fragen.
Was gibt es Schöneres, als die Menschen kennenzulernen, die all die wunderbaren Bücher schreiben? Ich freue mich immer so sehr, wenn ich zu Autoren Kontakt habe und ein Interview mit ihnen führen darf. Sie erlauben einem einen kleinen Einblick in ihre Gedankenwelt, in ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Autor, und sie erzählen von ihren Träumen und Zielen. Daher war es mir eine Ehre, Anja Fahrner zu interviewen, die Autorin der Dystopie „Alkatar“, die ich ab nächster Woche lesen werde.
Liebe Anja, beschreibe dich, indem du drei Wesenszüge von dir nennst.
Das ist gar nicht so einfach, sich selbst beschreiben, meine ich. Ich versuche es mal. Da fällt mir als erstes meine Naturverbundenheit ein, mit der ich wahrscheinlich schon geboren worden bin. Vor zwei Jahren habe ich mir einen langersehnten Wunsch erfüllt und bin gemeinsam mit meinem Mann aus dem Berufsleben ausgestiegen. Wir können jetzt nachhaltiger leben, bauen unser Obst und Gemüse überwiegend selbst an und unser Lebensrhythmus wird durch die Jahreszeiten bestimmt.
Dann eine tiefverwurzelte Sehnsucht, Zusammenhänge zu verstehen, vor allem was Gesellschaftssysteme betrifft. Warum handeln wir so, wie wir es tun. Kommt es durch die Sozialisation oder liegt es in der Natur des Menschen. Das klingt verrückt, aber darüber habe ich mir bereits als Kind Gedanken gemacht. Schon damals habe ich mich gefragt, warum wir unsere Lebensgrundlage zerstören, habe mich gefragt, warum wir uns über etwas stellen, von dem wir eigentlich abhängig sind.
Als dritten Wesenszug würde ich die Stille nennen. Ich liebe die Stille, bin selbst ruhig und brauche gar nicht so viele Menschen um mich herum.
Weshalb schreibst du Geschichten?
Zum einen schreibe ich, um die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Oft spreche ich Probleme an, die sich in der heutige Zeit abzeichnen, gebe ihnen eine Bühne in der Zukunft und untermauere sie mit Emotionen. Gerade das Beschreiben von Gefühlen macht mir besondere Freude.
Zum anderen schreibe ich Geschichten, weil das Schreiben zu einer Leidenschaft, zu einem Grundbedürfnis geworden ist, eine Art Parallelwelt mit Figuren, die mich den ganzen Tag begleiten. Sie sind schon fast wie Freunde geworden. Wir besitzen kein Fernsehen, sondern nur Internet. So mache ich mir meine eigene Unterhaltung.
Über das Buch
2030 – Die Menschen haben die Erde an den Rand einer Katastrophe gebracht, doch jenseits unseres Sonnensystems ist diese Entwicklung nicht unbemerkt geblieben. Die Laurasier, entfernte Vorfahren der Menschen, starten eine verborgene Rettungsaktion, um den Fortbestand der menschlichen Spezies zu sichern: Freiwillige sollen auf dem erdähnlichen Planeten Zadeg einen Lebensweg im Einklang mit der Natur erlernen. Doch der Verantwortliche der Mission, der laurasische Heerführer und Telepath Alkatar, wird schon bald mit den Abgründen der menschlichen Natur konfrontiert. Als ein intergalaktischer Krieg Zadeg von der Außenwelt abschneidet, setzt sich eine dramatische Entwicklung in Gang…
(Copyright Text und Cover: Emmerich Books & Media)
Wie entstand die Idee zu deiner Dystopie „ALKATAR“?
Das ist eine so verrückte Geschichte, dass ich sie gar nicht so gerne erzähle, weil ich eher ein rationaler Typ bin. Die Grundidee kam im Traum. Ja, genau. Eines Morgens wachte ich auf und sagte zu meinem Mann: „Ich habe ein Universum geträumt, das ganze Bände füllen könnte.“ Das war 2009, kurz vor Weihnachten. Noch am gleichen Tag setzte ich mich hin und begann zu schreiben. Man bedenke, dass ich vorher nur Berichte, Gutachten und E-Mails geschrieben habe. Dementsprechend holprig war mein erstes Geschreibsel. Ich war so verrückt, dass ich am Stück drei Bände voll geschrieben habe, nahezu 2000 Seiten, ohne einen Plan vom Schreibhandwerk zu haben. Nun gut. Dann kamen die ersten Enttäuschungen beim Bewerben, das Lernen von Schreibregeln und ein immer flüssigerer Schreibstil. 2016 kam dann ALKATAR.
Schreibst du aktuell an einem neuen Roman?
Ja, an ALKATARs Erbe. Die Geschichte spielt 500 Jahre nach ALKATAR und es geht um Wahrheit, Gerechtigkeit, Pflichtgefühl und die Überwindung von Hass. Zwei Welten kommen darin vor, eine fortschrittliche und eine archaische. Die Menschen der rückständigen Welt sind auf Abwege geraten und die Eliten haben ein grausames Gesellschaftssystem geschaffen, das auf Lügen und Ausbeutung beruht. Das Manuskript ist gestern zum Verlag gegangen. Bin gespannt, was sie davon halten.
Pflegst du Kontakte zu Buchbloggern? Falls ja, warum?
Da stehe ich noch ganz am Anfang. Ich habe vereinzelte Kontakte, die bisher sehr schön waren. Ansonsten stelle ich mich da noch etwas ungeschickt an, jedenfalls kann ich mir das nicht anders erklären. Als mein Roman erschienen ist, habe ich einige Blogger angeschrieben, ohne eine Antwort zu erhalten.
Ich finde die Zusammenarbeit von Autoren und Bloggern sehr wichtig. Beide teilen die Leidenschaft für Geschichten und beide wollen Leser erreichen. Vielleicht aus unterschiedlichen Motiven heraus, aber es geht um das Buch. Blogger können ihren Lesern die Autoren näher bringen und sie haben die Macht, auch einmal Werke abseits des Mainstreams vorzustellen, also jenseits der üblichen Bestseller Listen. Sie treffen eine Vorauswahl und helfen durch ihre Rezensionen den Lesern bei einer Kaufentscheidung.
Was war das Schönste, was du als Autorin bisher erlebt hast?
Das Schönste für mich war meine erste Verlagszusage. Ich hatte aus einer Laune heraus eine Bewerbung für ALKATAR geschrieben, ohne mir große Hoffnungen zu machen. Dann habe ich bereits mit meinem zweiten Buch begonnen und meine Bewerbung einfach vergessen. Ein halbes Jahr später kam eine Antwort vom Verlag, man möchte das ganze Manuskript prüfen. Daraus ist dann mein erster Buchvertrag entstanden.
Was ebenfalls für mich sehr schöne Erfahrungen sind, sind die persönlichen Rückmeldungen meiner Leser. Wenn sie sagen, sie konnten das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die Handlung habe noch lange in ihnen nachgewirkt, dann weiß ich, dass ich diesen einen Menschen mit meiner Botschaft erreicht habe. Dafür hat sich das Schreiben des Buches bereits gelohnt.
Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir für Autoren in Deutschland wünschen?
Ich würde mir eine bessere Qualitätsprüfung für Neuerscheinungen wünschen. Ich habe nichts gegen Selfpublisher, denn es gibt darunter wirklich gute Autoren. Was mich ärgert ist, dass der Buchmarkt von immer mehr Werken von unterirdischer Qualität überschwemmt wird, gerade bei Amazon, was für einen Newcomer wie mich die wichtigste Plattform ist. Man denke auch an diejenigen, die sinnlose Texte wie Spam mit hoher Seitenzahl zusammen kopieren und dadurch bei Kindle Unlimited durch ein paar Tricks Geld ergaunern. Für den Leser wird es immer schwieriger, aus diesem Sumpf die guten Werke herauszufiltern und da ist es nicht verwunderlich, dass viele auf bekannte Autoren zurückgreifen.
Für neue Autoren in kleinen Verlagen wird es immer schwieriger, überhaupt wahrgenommen zu werden. Es geht viel Zeit für Werbung drauf, die oft ebenfalls gar nicht wahrgenommen wird, weil es viel zu viel davon gibt.
Vielen Dank für das Interview!
Interview auf Buchstabenträumerin