Wie würde dein Protagonist einen Weihnachtsbaum schmücken? Würde er zur Weihnachtszeit eine barmherzige Tat vollbringen?
Am 10 Tag unseres fantastischen Adventskalenders erreichen wir Salbrück, einen verschlafenen Ort mit ärmlichen Hütten, wo Dalibor seinen Auftrag zu erfüllen hat. Auf dem Weg zum Gasthof begegnet uns ein Schwein, kein rosafarbenes, wie wir es heute kennen, sondern eins von den alten Rassen. Es grunzt freundlich, als wolle es uns eine Geschichte erzählen.
„Wartet drinnen auf mich, Autorin“, brummt Dalibor, als wir die Wirtsstube Zum hoppelnden Hasen erreicht haben.
„Wie lange wird der Auftrag dauern?“ Ich konnte immer noch nicht in Erfahrung bringen, worum es eigentlich geht.
„Solange, wie es eben dauert, Autorin.“
Das ist ja eine tolle Antwort, denke ich bei mir, binde mein Pony am Eingang an und sehe Dalibor nach, wie er gemeinsam mit Einar zwischen den Hütten verschwindet, übellaunig und wortkarg, wie bereits den gesamten Weg. Die Frage, wie er einen Baum schmücken würde, habe ich mir verkniffen. Ein Krieger schmückt keinen Baum. Nicht in dieser Welt. Aber ich habe ja noch die zweite Frage, die mit der barmherzigen Tat. Nachdenklich betrete ich den Gasthof, versuche den ausgestopften Hasen zu ignorieren, der mich aus glanzlosen Augen über dem Eingang anstarrt. Es ist früher Nachmittag, die Gaststube leer. Ich setze mich an einen Tisch in der Nähe des Kamins, in dem noch ein paar Holzscheite glühen. Eine rotbackige Frau eilt auf mich zu, wischt sich die Hände an der speckigen Schürze ab.
„Kann ich was bringen? Wir haben noch Reste vom Mittagessen übrig, Schweinskopf mit Pastinakenstampf.“
„Nur den Stampf, bitte.“ Erst jetzt merke ich, wie hungrig ich bin.
„Wir haben auch noch Schweinshaxe.“
„Nur den Stampf“, sage ich mit Nachdruck. Dass ich Vegetarierin bin, verschweige ich lieber. Hier muss man essen, was die Jahreszeit gerade hergibt.
„Kein Fleisch?“, fragt sie verwundert.
„Nein. Kein Fleisch.“
Sie zögert, sieht mich aufmerksam an. „Ihr seid doch mit Dalibor hier, unserem Königskrieger.“
Ich nicke. „Er kommt wegen dem Auftrag“, sage ich verschwörerisch und hoffe, jetzt endlich mehr darüber zu erfahren.
„Ja, der Auftrag.“ Sie beugt sich näher zu mir heran. „Hier schleicht ein dunkler Geselle herum, der eins unserer Schweine gestohlen hat, genau das, was gerade geschlachtet werden sollte. Das ist bestimmt einer dieser Banditen gewesen. Aber das wisst Ihr sicher schon.“
„Erhält Dalibor hier öfters solche Aufträge?“, frage ich neugierig und kann mir langsam seine schlechte Laune erklären.
»Beim letzten Mal hat er einen Ehestreit geschlichtet.«
„Wie das?“
»Eigentlich sollte er Doris suchen, die Frau von dem Schmied. Ist einfach verschwunden, die Arme. Aber Dalibor hat sie bei ihrem Liebhaber gefunden. Kann man verstehen bei so einem Grobian von Ehemann. Der wollte sie mit der Axt erschlagen. Dalibor hat mit ihnen geredet, bis sie friedlich auseinandergegangen sind. Die Doris ist jetzt bei ihrem Liebhaber.«
»Aha.«
»Ach ja. Und davor hat er Joja gefunden.«
»Wen?«
»Den Hund von dem Sohn der Haarschneiderin. Wir dachten, er sei von einem Bär erwischt worden. Wir können doch keinen Bären hier gebrauchen. Aber Joja war nur einer läufigen Hündin in den Wald nachgerannt. Ein netter Bursche, dieser Dalibor, wirklich nett.« Sie lächelt verzückt. „Aber was rede ich da. Ihr habt sicher Hunger.“ Mit diesen Worten verschwindet sie in der Küche.
Kann man das als barmherzige Taten bezeichnen? Obwohl Dalibor sie mit schlechter Laune und dem Wunsch nach wichtigeren Aufträgen ausgeführt hat? Ob seine heutige Aufgabe auch das ist, was er als unwichtig bezeichnet? Aber wollen wir nicht so streng mit ihm sein. Für mich ist die Frage der Challenge damit beantwortet.