Trotz des Schattens, den der Felsten mir spendet, klebt mir die Kleidung schweißnass am Körper. Ralyana reicht mir eine Blase, deren lauwarmer Inhalt in meinen Händen hin und her schwappt. Ich nehme einen tiefen Schluck von der nach Algen schmeckenden Brühe und versuche die Tatsache zu ignorieren, dass diese Blase aus den Innereien irgendeines Tieres gemacht wurde. Hoffentlich liegt in dem Bach, aus dem das Wasser stammt, kein Tierkadaver oder irgendwelche Ausscheidungen. „Was ist deine glücklichste Kindheitserinnerung?“, lenke ich mich von den unangenehmen Gedanken ab.
„Glücklichste Kindheitserinnerung?“ Sie blickt angestrengt in den klaren Himmel, an dem die Sonne sich kaum vom Fleck zu rühren scheint. Dann erstrahlt ihre Miene in einem wohligen Lächeln. „Das war, als ich das Manturenfell geschenkt bekommen habe. Ja, da bin ich glücklich gewesen.“ Sie sieht mich nun direkt an. „Ich bin die einzige hier, die noch ein Manturenfell besitzt“, sagt sie stolz. „Das ist etwas Besonderes. Nicht so wie die Felle der Sumaren, durch die man die Kälte und jeden Stein spürt, wenn man darauf schläft. Besonders in der kalten Zeit. Das Manturenfell ist so warm und weich.“ Gedankenverloren streichelt sie über einen bemoosten Stein.
„Wer hat es dir denn geschenkt?“ Bei den Manturen handelt es sich um gigantische Echsen, vielleicht vergleichbar mit einem langhaarigen, vierbeinigen Tyrannosaurus, die in der warmen Zeit in der Ebene und in der kalten Zeit in den Schluchten leben.
„Das war Marise, eine der Alten, genauso alt wie Shae.“ Sie deutet in das Tal auf eine halbverfallene Hütte. „Da hat sie gelebt. Ich habe ihr manchmal geholfen und als sie auf dem Sterbebett lag, hat sie mir das Fell geschenkt. Sie sagte, das habe noch ihre Sippe erjagt, in einer Zeit als die Frauen noch die Macht besessen und es genügend Fleisch zu essen gegeben habe. „