General Hagas schreitet durch unser Haus wie ein König durch seinen Pferdestall. Es hätte noch gefehlt, dass er den Finger ausstreckt, um damit über die Regale zu streifen. Staub liegt hier überall ein wenig und ich werde ihn auch nicht täglich wegwischen. Mit oder ohne General. Ich sehe, wie er unmerklich den Kopf schüttelt und hoffe, dass er jetzt nichts Falsches sagt.
„Wer wen gefunden hat?“, spricht er gedehnt und scheint doch einen Hauch Taktgefühl zu besitzen. Interessiert betrachtet er unsere Wohnzimmereinrichtung. „Alvan hat Anja gefunden, ist ihr im Traum erschienen, dieser verdammte Bastard von einem Kuraner. Mich hat sie erst später entdeckt. Oder ich sie?“ Er nimmt einen der Holzelefanten von meinem Regal und betrachtet ihn interessiert von allen Seiten. „Ein Fabeltier, was?“
„Ein Elefant“, erwidere ich vorsichtig.
„Ein Elefant, soso.“ Er stellt die Figur wieder hin. „Kannst du mir verraten, warum du diesem verdammten Sklaven soviel Zeit widmest? Ich bin schließlich Zadegs Oberbefehlshaber. Mir gebührt deine Aufmerksamkeit.“
„Es geht nicht um Status, General“, antworte ich fest. Ich habe nicht vor, mich von ihm einschüchtern zu lassen.
„Nicht um Status also.“ Er zieht pikiert eine Augenbraue in die Höhe. „Das nervt mich an dir. Du scharwenzelst ständig um systemschädliche Subjekte herum. Was passiert denn, wenn sie die Ordnung zerstören? Meinst du, es wird dann besser?“
„Das muss sich zeigen“, erwiderte ich ausweichend. „Ohne Widerstand keine Veränderung. Haben die Reichen das Recht, die Armen ausbluten zu lassen?“
„Ob sie das Recht haben?“ Nachdenklich zieht er die Stirn in Falten. „Das reiche Händlerpack macht sich nur wenig Sorgen darum, überlässt mir die ganze Arbeit.“
Ich merke, wie es in ihm arbeitet. Auch er stammt aus einer armen Bauernfamilie und kennt das Elend.
„Doch ich bin Soldat, Gehorsam und Pflichtbewusstsein stehen an oberster Stelle.“
„Über allem, General?“
Er nimmt wieder eine der Figuren in seine Hand. „Ein Elefant ist das, sagst du? So so.“